28 Jan 2021 ID: 327555
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Die härteste Rallye der Welt – ein Blick hinter die Kulissen von Hondas Dakar-Sieg

Die härteste Rallye der Welt – ein Blick hinter die Kulissen von Hondas Dakar-Sieg

„Gewinnen ist das Ergebnis der Balance von drei Elementen: Motorrad, Teamarbeit und Fahrer. Diese drei Faktoren müssen zur gleichen Zeit zusammenpassen, um ein Ziel zu erreichen“, erklärt Taichi Honda, HRC Offroad Race Operations Manager.

 

Die Äußerungen von Taichi Honda erfolgten während der diesjährigen Rallye Dakar, bei der das Monster Energy Honda Team mit der CRF450 RALLY zum zweiten Mal in Folge die Motorradkategorie gewann.

 

Seit der Rückkehr von Honda zur Rallye Dakar im Jahr 2013 hatte der junge japanische Ingenieur, damals 37 Jahre alt, die Aufgabe, den japanischen Hersteller bei der Rallye wieder auf die oberste Stufe des Podiums zu bringen. Honda hatte sich zuvor seinen Platz in der Dakar-Arena nach vier aufeinanderfolgenden Siegen von 1986 bis 1989 mit der speziell angefertigten NXR-Motorradserie gesichert.

 

„Um bei einem so extremen und anspruchsvollen Rennen wie der Rallye Dakar erfolgreich zu bestehen, braucht man Erfahrung und technisches Know-how, das man nicht kaufen kann. Diese Elemente muss man sich vor Ort aneignen“, erklärte Honda-san in Dschidda. „Die Rallye findet nur einmal im Jahr statt. Sie ist wie das Gegenteil von russischem Roulette. Man hat nur eine Chance, es richtig zu machen. Saison für Saison sammelten wir Daten aus den unterschiedlichsten Terrains und den unvorhersehbarsten Rennsituationen. Es gab einige Jahre, in denen die Leistung der Fahrer da war, aber das Motorrad oder die Teamleistung lagen nicht bei 100 Prozent. In anderen Jahren war es genau andersherum. Letztes Jahr hat das Gesamtpaket aus Motorrad, Team und Fahrer gepasst und wir haben gewonnen. Das Ziel für die Dakar 2021 war es, unseren Erfolg zu wiederholen, weil einmal zu gewinnen zwar großartig ist, aber zweimal zu gewinnen, damit schreibt man Geschichte.“

 

Das Motorrad

Bei einer zweiwöchigen Rallye mit anspruchsvollstem Terrain und Bedingungen ist es entscheidend, den besten Kompromiss zwischen Leistung und Belastbarkeit der Maschine zu finden. „Alle Daten, die wir seit 2013 bei unseren Rennen in Südamerika gesammelt haben, waren die Grundlage für die Feinabstimmung des Motorrads und den entscheidenden Schritt zum Sieg“, sagte Honda. Mit dem dritten Kapitel der Dakar in Saudi-Arabien entdeckten Teams und Rennfahrer ein neues Terrain und eine etwas andere Rennphilosophie.

 

Honda gewann 2020 mit Ricky Brabec und nutzte die gesammelten Daten, um das Motorrad weiterzuentwickeln. „Wir arbeiteten an der Belastbarkeit und haben dabei die unterschiedlichen Gelände und Strecken im Auge behalten, aber auch die Tatsache, dass das Rennen in Bezug auf den Kraftstoffverbrauch anspruchsvoller geworden ist, so dass wir das Kraftstoff-Mapping für eine effizientere Nutzung weiterentwickelt haben“, fährt Honda fort. „Die Aufhängung wurde verbessert und wir haben an der Belastbarkeit des Motors gearbeitet.“

 

Die Wartung ist ein Schlüsselfaktor sowohl für das Team als auch für die Fahrer, die nicht nur gute Fahrer und Navigatoren sein müssen, sondern auch gute Mechaniker, die während der Etappen an den Motorrädern arbeiten können. „Im Laufe der Jahre wurde die CRF450 RALLY vereinfacht, um die Wartung zu erleichtern. Als wir 2013 zur Rallye kamen, wussten wir das nicht, und so hatten wir das Motorrad ‚zu weit‘ entwickelt“,  räumt Honda ein. „Saison für Saison, und mit zunehmender Erfahrung ist es uns gelungen, die Maschine viel wartungsfreundlicher zu machen. Ich erinnere mich an die Nächte in Südamerika, in denen wir erst um Mitternacht mit den Arbeiten an den Motorrädern fertig waren!“ 

 

Das Team

Eine klare Vision, eine effiziente Struktur, eine starke und gemeinsame Strategie; das waren die drei Säulen, die Honda als Team auf das nächste Level gebracht haben: um nicht nur einmal mit Ricky Brabec 2020 zu gewinnen, sondern den Erfolg mit Kevin Benavides 2021 zu wiederholen.

 

„Jeder im Team wusste, was er zu tun hatte, denn es gab ein klares Programm und eine im Voraus geplante Agenda“, so Honda weiter.

 

Die Neuzugänge im Team wie Ruben Faria, der 2020 als Teammanager hinzukam, und die Neustrukturierung des Teams mit Helder Rodrigues als Rennstratege, Johnny Campbell als Fahrerberater und Stratege und einer klaren Struktur, in der jeder Fahrer seinen eigenen Mechaniker und Assistenten hatte, brachten Ruhe und Komfort in einem Rennen, das sich durch unvorhersehbare, extreme und harte Bedingungen für die Fahrzeuge, den Körper und den Geist der Sportler auszeichnet.

 

„Schon am nächsten Tag nach dem Sieg von Ricky Brabec bei der Dakar 2020 haben wir mit der Vorbereitung für das Rennen 2021 begonnen“, erklärte Team General Manager Ruben Faria.

 

„Es war eine große Leistung für Honda und das Monster Energy Honda Team, aber in unseren Herzen herrschte große Traurigkeit über den Tod von Paulo Gonçalves. Er war Teil des Teams, er war einer von uns, ein Teamkollege und ein Freund“, so Faria in Dschidda vor dem Start der Rallye. „Wir hatten nur ein Ziel vor Augen: die Dakar 2021 für eine doppelte Feier zu gewinnen; den Erfolg für Honda und für das Andenken an Paulo zu wiederholen. Das ganze Team verfolgte gemeinsam diese Vision.“

 

Die Vorbereitung der Rennsaison 2021 wurde durch die Pandemie, die die Welt lahmlegte, stark beeinträchtigt. Anders als in den Vorjahren wurden die Motorräder in Japan zusammengebaut und vorbereitet und dann in die Werkstatt des Teams in Barcelona verschifft, wo die Mechaniker noch einen Monat lang arbeiteten, bevor die Maschinen und die Begleitfahrzeuge am 3. Dezember vom Hafen in Marseille nach Dschidda verschifft wurden.

 

Als Schutzmaßnahme aufgrund der Pandemie entschied sich das Team für ein strenges Protokoll, um die beste Chance auf einen sicheren und reibungslosen Ablauf der Rallye zu haben. „Wir beschlossen, die Anzahl der Mitarbeiter auf ein Minimum zu reduzieren, ohne die Effizienz zu beeinträchtigen“, erklärt Faria. „Zum Beispiel hatten wir zwei Ingenieure aus Japan, statt sechs oder sieben wie in den vergangenen Jahren. Die Crew bestand aus 24 Personen, einschließlich der vier Fahrer: ein eigener Mechaniker pro Motorrad plus ein Chefmechaniker, zwei Ingenieure, der Aufhängungstechniker, ein Helfer pro Fahrer und dann der Logistikkoordinator, der Verantwortliche für die Ersatzteile, zwei Physiotherapeuten, Rennstrategen und der Pressesprecher.“

 

Der Alltag während der Dakar

Sobald die Rallye begann, konnte jeder in den Rhythmus des harten Tagesablaufs kommen. „Die Rallye Dakar ist eine einzigartige, lebensverändernde Erfahrung, sowohl für die Fahrer als auch für das Team“, erklärt Johnny Campbell, der „King of Baja“, der mehrere Dakar-Events als Teilnehmer hinter sich hat (unter anderem als Honda-Werksfahrer, als Honda 2013 zur Dakar zurückkehrte) und nun Rennstratege im Monster Energy Honda Team ist.

 

„Wenn man sich zur Rallye Dakar anmeldet, verlässt man seine Komfortzone, um das Leben zu erfahren und ein unglaubliches menschliches und berufliches Abenteuer zu erleben“, so Campbell weiter. Johnny arbeitet eng mit allen Fahrern zusammen, besonders mit Ricky Brabec und Nacho Cornejo. „Im Team hat jeder eine bestimmte Aufgabe, aber wir bewegen uns als Einheit: Im Biwak leben wir Schulter an Schulter mit unseren Teamkollegen. Wir schlafen staubverkrustet in winzigen Zelten ohne Klimaanlage. Bitterkalte Nächte gehen in brütend heiße Tage über, und der Weg von einer Etappe zur nächsten ist lang und beschwerlich.“

 

Mitten in der Nacht klingelt der Wecker. „Wir stehen eineinhalb Stunden vor den Fahrern auf“, erläutert Eric Siraton, Ricky Brabecs Mechaniker. „Jeder Tag ist anders, aber wenn man bedenkt, dass der erste Fahrer zwischen 4:00 und 5:00 Uhr morgens losfährt, stehen wir normalerweise gegen 3:00 bis 3:30 Uhr auf.“ Sobald die Fahrer losfahren, gibt es je nach Länge der Strecke entweder ein Frühstück oder wir springen direkt ins Auto, um zum ersten Versorgungspunkt oder zum nächsten Biwak zu fahren und die Boxen aufzustellen. Im Durchschnitt ist es eine fünf- bis sechsstündige Fahrt.“

 

Im Biwak angekommen, essen die Mechaniker und warten dann auf die Ankunft der Fahrer, was normalerweise zwischen 12:30 und 15:00 Uhr geschieht. „Sobald die Fahrer ankommen, gibt es eine technische Einweisung und dann beginnen wir mit der Arbeit an den Motorrädern“, fährt Eric fort. „Wenn es kein spezifisches Problem gibt, demontieren wir nur die Hälfte des Motorrads, was zwei bis drei Stunden dauern kann. Wenn ein Problem aufgetreten ist, kann es viel länger dauern.“

 

Da das Roadbook erst 20 Minuten vor dem Start der Etappe ausgehändigt wird, können sich die Fahrer nach der technischen Besprechung entspannen und mit dem Physiotherapeuten arbeiten. Miguel Ángel Domínguez und Filippo Camaschella sind die beiden Physiotherapeuten, die jeden Tag eineinhalb Stunden mit den Fahrern arbeiten, um ihnen zu helfen, sich nach einem Fahrtag zu erholen – der längste war die anstrengende vierte Etappe, bei der sie 856 Kilometer im Sattel saßen. Ángel Domínguez hat Erfahrung in der Formel 1, während Camaschella Mitglied der Motocross-Mannschaft des HRC-Teams ist, das 2019 und 2020 mit Tim Gajser die Weltmeisterschaft gewann.

 

„Sobald die Fahrer ankommen, geben wir ihnen ein spezielles Getränk für die Rehydrierung, dann duschen sie, essen zu Mittag und dann machen wir eine 90-minütige Sitzung mit TECAR-Therapie, um die Zellen zu regenerieren und die Mikrozirkulation zu stimulieren“, sagt Ángel Domínguez. „Dann geht es weiter mit Physiotherapie und Kryotherapie. Die Geräte dafür habe ich immer dabei.“

 

„Wir bearbeiten den gesamten Körper“, sagt Camaschella. „Unsere Arbeit hilft wirklich, die Erholung zu beschleunigen und Verletzungen vorzubeugen. Kevin Benavides zum Beispiel erlitt bei einem Sturz eine tiefe Schnittwunde an der Nase und verletzte sich an beiden Knöcheln. Nach unserer Sitzung fühlte er sich viel besser und konnte den nächsten Tag in einer viel besseren Verfassung starten.“

Es ist ein Belastungstest wie kein anderer, die härteste Rallye der Welt, und die Schmerztoleranz der Fahrer ist beeindruckend, unterstützt durch die ständige Physiotherapie.

 

„Als Team gewinnen für eine Doppelfeier“

Die großartige Arbeit von Honda als Team führte dazu, dass jeder der vier Fahrer eine Etappe gewann und sie bis zur zehnten von 12 Etappen um den Gesamtsieg kämpften. Wie gnadenlos die Dakar ist, zeigte der Sturz von Nacho Cornejo auf der zehnten Etappe, und ein Fehler auf der elften Etappe reichte aus, um Joan Barreda aus dem Wettbewerb zu werfen, als er einen Tankstopp auf der Sonderetappe von al-'Ula nach Yanbu verpasste.

 

„Bei Honda erlebten wir einen ganz besonderen Moment mit allen vier Fahrern als potenzielle Sieger. Wir bekamen keine Stallorder. Die Strategie war frei“, erläuterte Kevin Benavides. „Ich wusste, dass die zweite Woche noch anstrengender werden würde. Wenn ich zurückblicke, war es ein verrücktes Rennen mit ständigen überraschenden Wendungen. Ich habe die neunte Etappe gewonnen, aber mein Bruder ist gestürzt, und ich habe mir große Sorgen um ihn gemacht. Dann hatten wir den Sturz von Nacho, als er die Gesamtwertung anführte, und Joan musste auf der elften Etappe aufgeben, nur einen Tag vor dem Schluss.“

 

„Die Navigation war der Schlüssel zum Sieg bei der Dakar 2021. Das war die härteste Rallye, die ich je erlebt habe, mit einem ständigen Kampf und so vielen Führungswechseln“, räumt Benavides ein, der am Freitag, den 15. Januar 2021 seinen ersten Dakar-Sieg überhaupt errungen hat. „Der Druck war die ganze Zeit hoch. Diese Ungewissheit hat mich motiviert. Es war ein spannendes Abenteuer, aber eines, für das man ein ganzes Team braucht.“

 

Der Weg zum Sieg

Es gab einen Moment auf der 12. Etappe, als Kevin Benavides dachte, er hätte das Rennen verloren. „Ich war dabei, meine Strecke zu finden, aber bei Kilometer 14 machte ich einen Fehler und musste umdrehen und versuchen, wieder auf den richtigen Weg zu kommen. Ich machte mir Sorgen, dass mich das den Sieg gekostet haben könnte“, sagte er auf der Ziellinie. „Es ist unmöglich, eine perfekte Dakar zu fahren. Ich habe meine Fehler gemacht und Schmerzen erfahren, aber der Wille zu gewinnen hat sich letztendlich durchgesetzt. Erst auf dem allerletzten Meter wurde mir klar, dass ich gewonnen hatte.“

 

Mit dem Finger in den Himmel zeigend und das gesamte Team umarmend, das am Ende der letzten Sonderetappe nebeneinander aufgereiht war, widmete Kevin Benavides seinen ersten Dakar-Sieg einer Person, „die immer bei ihm war: Paulo Gonçalves.“

 

Nach 12 Tagen, über 4.500 Rennkilometern und fast 50 Stunden auf dem Motorrad gelang dem Monster Energy Honda Team also der zweite Sieg in Folge, diesmal mit Kevin Benavides, und mit dem Dakar-Sieger von 2020, Ricky Brabec, auf Platz zwei. Die beiden kamen mit einer Differenz von weniger als fünf Minuten ins Ziel.

 

„Um die Dakar zu gewinnen, muss man ein kompletter Fahrer sein, aber man braucht auch ein komplettes Team, und alle unsere Jungs haben im Laufe der Jahre alle notwendigen Fähigkeiten entwickelt“, erklärt Faria, der General Manager des Teams. Einzelkämpfer allein können das längste, härteste und wohl angesehenste Offroad-Rennen auf zwei Rädern nicht gewinnen; dazu braucht es ein Team.

 

Honda hat als Team gearbeitet, gelitten und schließlich gewonnen. Alle 24 Teammitglieder verfolgten ihren individuellen Traum mit einem gemeinsamen Ziel vor Augen: Honda bei der Dakar wieder auf die oberste Stufe des Podiums zu bringen.

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